Es gibt Abende, die schon lange bevor der erste Ton erklingt, eine gewisse Magie verheißen. Abende, an denen man spürt, dass etwas Einzigartiges geschehen wird, etwas, das weit über die Dauer eines Konzerts hinausreicht. Am 6. November 2025 ist es im Aalener KulturBahnhof, dem KubAA, genau so ein Abend. Die Stadt hält den Atem an, wenn Elvis Costello auf die WDR Big Band trifft – und niemand im Saal wird diesen Augenblick je vergessen.
Schon Stunden vor Beginn drängen die Menschen in das Foyer des KubAA. Die Luft ist erfüllt von gespannter Erwartung, Stimmen rauschen durcheinander wie ein Fluss, der sich seiner Mündung entgegenwindet. Karten werden an der Garderobe kontrolliert, Jacken abgegeben, und überall blitzt dieses unausgesprochene Wissen auf: Heute erleben wir etwas, das sich nicht einfach wiederholen lässt.
Die Bühne im Saal liegt im Halbdunkel, die Stühle sind perfekt ausgerichtet, jedes Detail zeugt von einer Sorgfalt, die man fast ehrfürchtig spürt. Die WDR Big Band hat sich schon in Stellung gebracht, ihre Instrumente glänzen im Licht der Scheinwerfer. Und dann, wie eine leise Ahnung von etwas Größerem, betritt Michael Leonhart die Bühne. Der Dirigent, Arrangeur, Visionär – er hebt die Hände, und mit dieser Bewegung verändert sich der Raum.
Mit Aktien dazuverdienen? Das Buch das Dir zeigt Wie!
Noch ehe Elvis Costello erscheint, flutet die Big Band den Saal mit einem Klang, der wie ein Sturmwind über die Zuhörer hinwegfegt. Die Trompeten schmettern, die Posaunen grollen, das Schlagzeug treibt die Wellen voran, und die Saxophone malen fließende Linien in die Luft. Es ist ein Klangkörper, der mächtig und zugleich präzise wirkt, wie eine Naturgewalt, die man in geordnete Bahnen lenkt.
Und dann tritt er ins Licht: Elvis Costello. Der Mann, der seit Jahrzehnten die Musikwelt prägt, steht plötzlich in Aalen, in diesem Bahnhof, der sich längst zu einem Ort voller Kultur verwandelt hat. Die Menge erhebt sich, ein donnernder Applaus erfüllt den Raum, und Costello erwidert ihn mit diesem unnachahmlichen Lächeln, das zwischen Schelmerei und Ernst changiert. Er greift zum Mikrofon, und noch bevor der erste Ton seiner Stimme erklingt, hat er die Menschen für sich gewonnen.
Wenn er zu singen beginnt, geschieht etwas Unbeschreibliches. Die raue, markante Stimme trifft auf die orchestrale Kraft der Big Band – zwei Welten, die sich verschmelzen, ohne einander zu überdecken. Michael Leonhart hat die Arrangements so fein gesponnen, dass jedes Detail zu einem eigenen Charakter wird. Mal schmiegt sich ein Saxophon sanft an Costellos Gesang, mal explodiert das Orchester wie ein Feuerwerk hinter ihm. Und doch bleibt der Mittelpunkt immer klar: diese Stimme, die Geschichten erzählt, die tief ins Herz treffen.
Ich lade dich ein – kostenfrei- Teil unserer Community zu werden…
Die Setlist führt durch bekannte Klassiker und überraschende Wendungen. Lieder, die man seit Jahren kennt, erscheinen in einem neuen Licht, wie Gemälde, die man in einem anderen Rahmen betrachtet. Costellos Worte tragen den Hauch von Nostalgie, von Melancholie, aber auch von Ironie und Trotz. Und während die Big Band sie aufgreift, verstärkt, vergrößert, verwandelt, entsteht ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen intimer Ballade und wuchtigem Orchesterklang.
Die Zuschauer im KubAA sind längst nicht mehr bloß Zuhörer. Sie sind Mitreisende auf dieser Fahrt, die durch Zeit, Raum und Emotionen führt. Man sieht geschlossene Augen, wiegende Köpfe, Hände, die im Takt auf den Knien klopfen. Manche lächeln, andere haben Tränen in den Augen. Jeder nimmt etwas anderes mit, und doch sind alle Teil derselben Erfahrung.
Besonders bewegend wird es, als Costello in einer ruhigen Passage nur von einem Pianisten begleitet wird. Der große Saal scheint stillzustehen, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Dann, ganz allmählich, mischen sich die Instrumente der Big Band wieder hinein, wie eine Flut, die sanft ansteigt, bis sie in einer Welle kulminiert, die den Raum erzittern lässt. Es ist einer dieser Momente, in denen man das Gefühl hat, dass Musik mehr ist als nur Klang – sie wird zu einer gemeinsamen Sprache, die jeder versteht.
Michael Leonhart steht dabei im Zentrum des Geschehens, nicht nur als Dirigent, sondern als Architekt dieser Klangwelten. Mit präzisen Bewegungen lenkt er die Energie, hält sie zurück, entfesselt sie, formt sie immer wieder neu. Zwischen ihm, den Musikern und Costello herrscht eine Verständigung, die jenseits von Worten liegt. Ein Blick genügt, ein Nicken, und schon verändert sich die Richtung, nimmt das Stück eine unerwartete Wendung, die alle in den Bann zieht.
Die Stunden vergehen, ohne dass man es bemerkt. Der Abend gleitet wie in einem Traum, getragen von einem unaufhörlichen Fluss aus Tönen und Emotionen. Und wenn schließlich die letzten Akkorde verhallen, bricht ein Applaus los, der den Saal erzittern lässt. Menschen springen von ihren Sitzen auf, jubeln, rufen, klatschen, stampfen. Sie wollen diesen Moment festhalten, ihn nicht enden lassen.
Elvis Costello verbeugt sich, die Musiker der WDR Big Band stehen auf, Michael Leonhart lächelt erschöpft und doch erfüllt. Es ist der Moment, in dem man weiß: Hier ist etwas entstanden, das mehr ist als ein Konzert. Es ist ein Ereignis, das in die Geschichte der Stadt eingeht, das in den Erinnerungen der Zuhörer weiterlebt.
Wenn man später in die Nacht hinaustritt, durch die Straßen Aalens, trägt man den Klang noch in sich. Er hallt nach, in jedem Schritt, in jedem Atemzug. Und während die Züge draußen am Bahnhof vorbeiziehen, weiß man: Im Inneren des KubAA ist für eine Nacht etwas Zeitloses geschehen.
Konzertdaten:
KulturBahnhof Aalen – KubAA
06.11.2025
20:00 Uhr
Kontakt:
KulturBahnhof Aalen – KubAA
Im Kulturbahnhof 1
73430 Aalen
